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Sitzen, stehen, singen: So kommen Sie sicher durch den Weihnachtsgottesdienst

    Für viele ist Heiligabend einer der wenigen Tage im Jahr, an dem sie einen Gottesdienst besuchen. Wer nicht vertraut ist mit den Abläufen, für den kann das abwechselnde Sitzen und Stehen schon mal verwirrend sein. Wir wollen Abhilfe schaffen. Ein Spickzettel von Timo Benß

    Eines vorab: Im Gottesdienst kann man nichts falsch machen. Jeder kann sich hinstellen, mitsingen, mitbeten oder sitzen, wie es sich für ihn richtig anfühlt. Solange andere nicht gestört werden und der Ablauf nicht beeinträchtigt wird, müssen Sie sich an keine Regeln halten. Wenn Ihnen nicht nach Mitmachen ist, können Sie auch passiv am Gottesdienst teilnehmen. Sie dürfen aber auch lautstark mitsingen, wenn Sie Lust haben – natürlich nur, wenn auch gerade ein Lied gesungen wird, aber das versteht sich wahrscheinlich von selbst.

    Dennoch gibt es einen festen Ablauf, wann die Gemeinde aufsteht, sich hinsetzt, mitsingt oder betet. Über die Jahrhunderte, in denen es Kirche gibt, hat sich eine regelrechte Choreografie entwickelt. Wer dahinter kommt, wie sie funktioniert, kann dabei auch Spaß haben.

    Der Ablauf

    Los geht es mit dem Glockengeläut. Die Glocken laden alle ein, in den Gottesdienst zu kommen. Früher, als es noch keine Kirchenwebseite mit Newsletter gab, war das auch wichtig. Wenn Sie die Kirche betreten und einen Platz gefunden haben, können Sie noch einen Moment innehalten, bevor Sie sich setzen. Viele Menschen sprechen hier noch ein kleines Gebet. Sie können dabei zum Beispiel dafür danken, dass Sie mit ihrer Familie Weihnachten feiern dürfen. Aber auch Zweifel und Ängste können Sie in dieses Gebet mitnehmen. Für was Sie beten, bleibt Ihnen überlassen.

    Wenn die Glocken verstummen, setzt die Orgel ein. Hier können Sie noch sitzen bleiben. Wichtig ist nur, dass Sie spätestens jetzt die Gespräche mit dem Nachbarn einstellen. Das Orgelvorspiel dient dazu, die besondere Atmosphäre des Gottesdienstes herzustellen. Lehnen Sie sich gerne zurück und lassen Sie sich vom Klang treiben. Gerne dürfen Sie auch die Augen schließen. Öffnen sollten Sie sie aber wieder, wenn das Orgelvorspiel zu Ende ist und nahtlos das erste Lied intoniert. Hier dürfen Sie dann mitsingen.

    Bisher fand alles im Sitzen statt. Doch das ändert sich jetzt. Nach dem Lied begrüßt die Pfarrerin die Gemeinde. Hierbei dürfen Sie aufstehen. Die Begrüßung schließt mit dem Votum „im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.“ Danach kommt an Heiligabend eine Besonderheit: Die Pfadfinder des Stammes „Dietrich Bonhoeffer“ bringen uns das Licht aus Bethlehem. Es ist eine Kerze, die in der Geburtsstadt Jesu entzündet wurde und deren Licht immer weitergegeben wird, bis es bei uns ankommt. Während die Pfadfinder die Kirche betreten, singen wir im Stehen das Lied „Mache dich auf und werde Licht“ aus dem Gesangbuch.

    Beim nächsten Punkt kommt es darauf an, welchen Gottesdienst Sie besuchen. Um 22 Uhr können Sie stehen bleiben. Hier kommt die Lesung der Weihnachtsgeschichte wie sie in der Bibel (Evangelium nach Lukas) steht, im Anschluss können Sie sich hinsetzen, um ein Lied zu singen. Um 14 Uhr und um 15:30 Uhr dürfen Sie sich direkt hinsetzen und der Musik lauschen. Beim Gebet, das in allen Gottesdiensten gesprochen wird, dürfen Sie sich wieder erheben.

    Jetzt können Sie eine ganze Zeit lang sitzen bleiben, denn es kommt je nach Gottesdienst entweder das Krippenspiel oder eine Meditation. Der Abschlussteil ist in jedem Gottesdienst gleich: Bei den Fürbitten steht die Gemeinde auf, im Anschluss kommt das Vaterunser, bei den Ankündigungen dürfen Sie sich wieder setzen. Dann wird ein Lied gesungen. Zum Segen stehen Sie wieder auf.

    Es gibt Hilfestellung

    Falls Ihnen das ein bisschen zu viel Information über Stehen und Sitzen war: keine Angst. Man kann es auch leicht selbst herleiten: Immer, wenn entweder etwas aus der Bibel gelesen oder ein Gebet gesprochen wird, steht die Gemeinde auf. Gesungen wird bis auf wenige Ausnahmen im Sitzen.

    Es gibt aber noch zwei hilfreiche Tipps. Erstens: Schauen Sie einfach, was Ihr Sitznachbar macht. Zweitens: Die Pfarrerin wird Ihnen auch Zeichen geben. Aber: Egal, ob im Sitzen oder Stehen – im Vordergrund steht die Zusammenkunft der Gemeinde am Altar. Wir feiern die Geburt Jesu, der in einem Stall zur Welt gekommen ist. Ob die Hirten dabei gestanden oder gesessen haben, hat damals ja auch niemanden interessiert.

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